15/01/2025
Stillen ist eine der natürlichsten und intimsten Erfahrungen im Leben einer Mutter und ihres Kindes. Es bietet nicht nur die perfekte Nahrung für das Neugeborene, sondern stärkt auch die einzigartige Bindung zwischen ihnen. Doch so natürlich und bedeutsam das Stillen auch ist, so kann es für viele Mütter auch eine Quelle von Herausforderungen, Stress und manchmal sogar Schmerzen sein. Die ersten Wochen und Monate nach der Geburt sind oft von Schlafmangel, hormonellen Umstellungen und neuen Verantwortlichkeiten geprägt, die das Stillen zusätzlich erschweren können. In Deutschland, wie auch weltweit, zeigen Statistiken, dass obwohl die meisten Mütter initial stillen möchten, die Stillquoten in den ersten Monaten rapide sinken. Hier setzt die Oxytocin-Massage an – eine wunderbare Methode, die vielen Frauen helfen kann, diese Hürden zu überwinden und das Stillen zu einer positiven und erfüllenden Erfahrung zu machen.

Diese sanfte, aber wirkungsvolle Massage, die ihren Ursprung in der indonesischen Hebammenkunde hat, zielt darauf ab, den Milchfluss zu fördern, Schmerzen zu minimieren und das allgemeine Wohlbefinden von Mutter und Kind zu steigern. Sie ist eine „Hands-off“-Methode, was bedeutet, dass sie den Rücken und nicht direkt die Brust berührt, was sie für viele Mütter besonders angenehm und diskret macht. Lassen Sie uns tiefer in die Welt der Oxytocin-Massage eintauchen und entdecken, wie sie Ihnen in Ihrer Stillzeit eine wertvolle Unterstützung sein kann.
- Die Bedeutung des Stillens und seine oft unterschätzten Herausforderungen
- Oxytocin: Das Wunderhormon des Stillens
- Die Oxytocin-Massage: Eine sanfte Unterstützung mit großer Wirkung
- Der „Hands-off“-Vorteil: Diskret und stärkend
- Praxiserfahrungen: Was Stillende berichten
- Wann die Oxytocin-Massage besonders hilfreich ist: Anwendungsgebiete im Detail
- Die perfekte Umgebung schaffen: Vorbereitung auf die Oxytocin-Massage
- Anleitung zur Oxytocin-Massage: Schritt für Schritt erklärt
- Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Oxytocin-Massage
- Wer kann die Oxytocin-Massage durchführen?
- Wie oft sollte die Massage angewendet werden?
- Gibt es Kontraindikationen oder Situationen, in denen die Massage nicht angewendet werden sollte?
- Kann die Oxytocin-Massage auch bei Flaschenfütterung angewendet werden?
- Was tun, wenn trotz Massage keine Besserung der Stillprobleme eintritt?
Die Bedeutung des Stillens und seine oft unterschätzten Herausforderungen
Biologisch gesehen gehört der Mensch zu den Säugetieren, und die Produktion von Muttermilch zur Ernährung des Nachwuchses ist ein evolutionär verankertes Merkmal. Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse von Neugeborenen abgestimmt und gilt nicht als Vorteil, sondern als die natürliche Form der Ernährung. Nationale und internationale Expertengruppen, darunter die Weltgesundheitsorganisation (WHO), betonen die Förderung des Stillens als eine bedeutsame Gesundheitsmaßnahme für Mutter und Kind.
Trotz dieser klaren Empfehlungen und der hohen Stillabsicht vieler Schwangerer in Deutschland (laut KIGGS-Studie stillen 87,3% der Kinder initial), sinken die Stillquoten in den ersten Wochen und Monaten rapide. Mit vier Monaten werden nur noch 40% und mit einem halben Jahr lediglich 12,5% aller Kinder in Deutschland gestillt. Dieses Phänomen ist auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen:
- Stress und Schlafmangel: Die Anfangszeit mit einem Neugeborenen ist oft von extremem Stress und Schlafmangel geprägt, beides kann das Stillen negativ beeinflussen.
- Schmerzen beim Stillen: Wunde Brustwarzen, Milchstau oder Schmerzen in der Brust können das Stillerlebnis erheblich beeinträchtigen und zum vorzeitigen Abstillen führen.
- Verzögerter Stillbeginn: Besonders nach einem Kaiserschnitt kann die Milchbildung verzögert einsetzen, was zu einer Störung der Stillbeziehung führen kann. Auch bestimmte Schmerzmittel oder eine Trennung vom Kind (z.B. durch einen Krankenhausaufenthalt) können den Stillbeginn erschweren.
- Stillproblematiken: Selbst wenn scheinbar alles perfekt läuft, können Probleme wie ein schwer auslösbarer Milchspendereflex auftreten, die das Stillen mühsam machen.
Angesichts dieser Herausforderungen wird deutlich, dass Stillförderung eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung ist. Menschen, die stillen möchten, brauchen jede erdenkliche Unterstützung, um die vielen Hürden zu meistern und das WHO-Ziel eines höheren Anteils voll gestillter Kinder im ersten halben Lebensjahr zu erreichen.
Oxytocin: Das Wunderhormon des Stillens
Oxytocin, oft liebevoll als „Kuschelhormon“ oder „Bindungshormon“ bezeichnet, ist ein faszinierendes Hormon mit vielfältigen Funktionen im menschlichen Körper. Sein Name stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „schnelle Geburt“, was bereits auf eine seiner Hauptaufgaben hinweist: die Regulierung der Geburtswehen. Doch Oxytocin kann noch viel mehr. Es sorgt für ein Gefühl tiefer Verbundenheit zwischen Menschen, steigert die Lust und spielt eine entscheidende Rolle beim Stillen.
Neben Prolaktin ist Oxytocin eines der wichtigsten Stillhormone. Es regt nicht nur die Produktion von Muttermilch an, sondern löst auch den sogenannten Milchspendereflex (oder auch „let-down reflex“) aus. Dieser Reflex ist entscheidend für einen effektiven Milchfluss und ermöglicht es dem Baby, die Milch aus der Brust zu trinken. Der Milchspendereflex wird primär durch den kindlichen Saugvorgang an der Brust ausgelöst. Doch auch andere Reize können ihn aktivieren:
- Das bloße Betrachten des eigenen Babys.
- Das Hören des Weinens des eigenen Babys (oder manchmal sogar fremder Babys, wenn die Frequenz stimmt).
- Angenehme Empfindungen, die mit dem Baby verbunden sind.
Manche Mütter empfinden den Moment des „Milcheinschießens“ als ein Kribbeln, andere als ein leichtes Ziehen. Bei einigen läuft die Milch sogar unwillkürlich aus der Brust, sobald der Reflex ausgelöst wird. Ein reibungsloser Milchspendereflex ist essenziell für ein schmerzfreies und effektives Stillen, denn er sorgt dafür, dass die Milch leicht verfügbar ist und das Baby nicht übermäßig stark saugen muss.
Die Oxytocin-Massage: Eine sanfte Unterstützung mit großer Wirkung
Die Oxytocin-Massage ist eine Methode, die darauf abzielt, die Ausschüttung dieses wichtigen Hormons zu fördern und somit den Stillprozess zu unterstützen. Die Theorie besagt, dass durch bestimmte Streichungen und Massagegriffe am Rücken der stillenden Person die Oxytocin-Ausschüttung angeregt wird. Es ist wichtig zu wissen, dass es bisher keine direkte Evidenz dafür gibt, dass die Massage tatsächlich vermehrt Oxytocin ausschüttet. Was jedoch bewiesen ist und die Theorie stützt, ist, dass langsame, wiederholende, streichende Bewegungen Stress reduzieren. Und Stress ist der direkte Gegenspieler von Oxytocin.
Unabhängig von der genauen Oxytocin-Ausschüttung entfaltet die Massage eine Reihe beeindruckender Wirkungen, die direkt den Stillprozess und das Wohlbefinden der Mutter und des Kindes beeinflussen:
- Verbesserter Milchspendereflex: Studien (z.B. Jogdeo & Bhore, 2016) identifizierten die Oxytocin-Massage als förderlich für den Let-down-Reflex, insbesondere bei Frauen nach einem Kaiserschnitt.
- Verringertes Schmerzempfinden: Die Massage kann Schmerzen lindern, die oft mit dem Stillen verbunden sind (Ahn et al., 2011).
- Verbessertes Körpergefühl: Teilnehmerinnen gaben nach einer einmaligen Massage-Anwendung ein positiv verändertes Körpergefühl an (Kiebgis et al., 2018).
- Allgemeine Entspannung: Ähnlich wie eine Psychotherapie kann die Massagetherapie tiefe Entspannungseffekte haben (Moyer et al., 2004).
Diese positiven Effekte wirken sich auch direkt auf das Neugeborene aus. Ein verbesserter Milchfluss und eine entspannte Mutter führen dazu, dass das Kind besser zunimmt und zufriedener ist, was sich zum Beispiel in längeren Schlafphasen äußert (Patel et al., 2013). Die Oxytocin-Massage ist somit eine ganzheitliche Methode, die sowohl physische als auch psychische Vorteile bietet.
Vorteile der Oxytocin-Massage im Überblick
| Nutzen für die Stillende Mutter | Nutzen für das Neugeborene |
|---|---|
| Verbesserter Milchspendereflex | Stärkere Gewichtszunahme |
| Verringertes Schmerzempfinden | Gesteigerte Zufriedenheit |
| Verbessertes Körpergefühl | Längere Schlafphasen |
| Tiefe Entspannung und Stressabbau | Reduziertes Quengeln und Unruhe |
| Erhöhtes Wohlbefinden und Gelassenheit | Gefühl der Geborgenheit und Ruhe |
| Förderung der Bindung | Verbesserte Nahrungsaufnahme |
Der „Hands-off“-Vorteil: Diskret und stärkend
Einer der besonderen Aspekte der Oxytocin-Massage, der von vielen Müttern sehr geschätzt wird, ist ihre „Hands-off“-Natur in Bezug auf die Brust. Im Gegensatz zu manchen anderen Stillhilfen, die direkte Berührungen oder Manipulationen der Brust erfordern (wie z.B. die Marmet-Technik zur Verbesserung des Milchspendereflexes), konzentriert sich die Oxytocin-Massage ausschließlich auf den Rückenbereich. Dies ist aus mehreren Gründen von Vorteil:
- Diskretion und Komfort: Viele stillende Frauen empfinden Maßnahmen, die direkt auf die Brüste abzielen, als unangenehm oder invasiv, auch wenn sie aus hebammenfachlicher Sicht völlig normal sind. Eine Rückenmassage wird von den meisten Menschen als eher unverfänglich und angenehm empfunden.
- Stärkung der Eigenkompetenz: Jegliche „Hands-on“-Maßnahmen an den Brüsten oder selbst das Beobachten des Stillvorgangs mit anschließenden Verbesserungsvorschlägen können eine Stillende in ihrer Eigenkompetenz schwächen. Die Botschaft könnte unbewusst sein, dass sie es alleine nicht richtig macht. Die Oxytocin-Massage hingegen bietet Unterstützung, ohne die Mutter in ihrer Fähigkeit zu stillen in Frage zu stellen. Sie ist eine indirekte Unterstützung, die das System der Mutter stärkt, anstatt direkt in den Stillvorgang einzugreifen.
- Vielseitigkeit: Da die Brust nicht berührt werden muss, kann die Massage auch in Situationen angewendet werden, in denen eine direkte Brustberührung schwierig oder unerwünscht ist, beispielsweise bei starken Schmerzen oder großer Empfindlichkeit der Brust.
Es ist wichtig zu betonen, dass es natürlich Situationen gibt, in denen eine Optimierung des Anlegens oder eine direkte Brustmassage notwendig und sehr wirksam sein kann. Die Oxytocin-Massage ist jedoch eine wertvolle Ergänzung, die sowohl alleinstehend als auch zusätzlich zu anderen Maßnahmen angewendet werden kann, um den Stillprozess auf eine sanfte und respektvolle Weise zu fördern.
Praxiserfahrungen: Was Stillende berichten
Die Rückmeldungen von Frauen, die die Oxytocin-Massage erfahren haben, sind durchweg positiv. Viele berichten von einer tief wohltuenden und entspannenden Wirkung. Es ist nicht nur die physische Entlastung, die im Vordergrund steht, sondern oft auch eine tiefe emotionale und psychische Berührung:
- Angenehme und tiefe Berührung: Ein Großteil der Frauen empfindet die Massage als sehr angenehm und als eine Form der tiefen Berührung, die über das rein Körperliche hinausgeht.
- Große Ruhe und Gelassenheit: Viele erleben während und nach der Massage eine spürbare Reduktion von Anspannung und eine Zunahme von Ruhe und Gelassenheit. Dies ist besonders wertvoll in der oft stressigen Wochenbettzeit.
- Schmerzerleichterung: Ein signifikanter Teil der Frauen erfährt eine Erleichterung von Schmerzen, die mit dem Stillen oder der allgemeinen postpartalen Erholung verbunden sein können.
Neben diesen spezifischen Wirkungen auf das Stillen und das psychische Wohlbefinden entfaltet die Oxytocin-Massage natürlich auch die bekannten „sonstigen“ positiven Effekte einer jeden Massage:
- Allgemeine Entspannung: Muskuläre Verspannungen werden gelöst, und der gesamte Körper kommt zur Ruhe.
- Muskelrelaxation: Besonders im Schulter-Nacken-Bereich, der oft durch das Halten des Babys und die Stillposition belastet ist, kann die Massage Linderung verschaffen.
- Gute Durchblutung: Die Massage fördert die Durchblutung des massierten Bereichs, was zur Regeneration des Gewebes beiträgt.
- Aktivierung von Stoffwechselvorgängen: Die sanften Berührungen können Stoffwechselprozesse im Körper anregen und das allgemeine Wohlbefinden steigern.
Diese positiven Rückmeldungen aus der Praxis unterstreichen den Wert der Oxytocin-Massage als eine Bereicherung für die Stillzeit und darüber hinaus.

Wann die Oxytocin-Massage besonders hilfreich ist: Anwendungsgebiete im Detail
Die Oxytocin-Massage kann in verschiedenen Situationen der Stillzeit von großem Nutzen sein. Ihre entspannende und fördernde Wirkung macht sie zu einer vielseitigen Unterstützung:
- Bei verzögerter Milchbildung: Wann immer die Milchbildung nach der Geburt verzögert ist, kann die Oxytocin-Massage unterstützend wirken. Die durch die Massage ausgelöste Entspannung des Körpers und Geistes kann den Stillbeginn erleichtern. Es ist wichtig, diese Maßnahme immer mit weiteren bewährten Hilfen zu kombinieren, wie zum Beispiel viel Haut-zu-Haut-Kontakt mit dem Baby und häufiges Anlegen.
- Nach einem Kaiserschnitt (Sectio): Ein Kaiserschnitt kann den Stillbeginn erschweren, da die Milchbildung oft verzögert einsetzt und Schmerzmittel das Hormonsystem beeinflussen können. Die Oxytocin-Massage kann nach einem Kaiserschnitt sehr gut angeboten werden, um das Stillen zu fördern. Gleichzeitig wirkt sie als begleitende Maßnahme, um neues Vertrauen in den eigenen Körper aufzubauen. Gerade wenn die Wöchnerin stark mit dem Erlebnis des Kaiserschnitts hadert, kann die Massage eine versöhnende Wirkung haben und dabei helfen, die körperliche und emotionale Heilung zu unterstützen. Es wäre wünschenswert, wenn diese Massage jeder Frau nach einem Kaiserschnitt routinemäßig angeboten würde.
- Nach traumatisch empfundenen Geburten: Der positive Effekt der Massage gilt ebenso für Geburten, die als sehr anstrengend oder sogar traumatisch erlebt wurden. In solchen Fällen kann eine so berührende und entspannende Anwendung Körper und Seele guttun und einen wichtigen Beitrag zur Verarbeitung leisten. Oft ist es auch heilsam, wenn nach einer schwierigen Geburt zumindest das Stillen gut klappt, was durch die Massage gefördert werden kann.
- Bei schwer auslösbarem Milchspendereflex: Wenn der Milchspendereflex nur schwer auszulösen ist, muss das Kind oft sehr stark an der Brust saugen, um Milch zu bekommen. Dies kann der stillenden Mutter Schmerzen und wunde Brustwarzen bereiten. Die Oxytocin-Massage kann den Milchspendereflex verbessern und somit den Stillbeginn und den gesamten Stillvorgang deutlich erleichtern, indem sie den Milchfluss sanft anregt.
- Bei Stress: Ein hoher Stresslevel ist ein bekannter Hemmfaktor für das Stillen, da Stresshormone die Ausschüttung von Oxytocin bremsen. Die Oxytocin-Massage senkt den Stresslevel effektiv und begünstigt somit entspanntes und erfolgreiches Stillen. Sie hilft der Mutter, zur Ruhe zu kommen und sich ganz auf ihr Baby und den Stillprozess einzulassen.
- Beim initialen Milcheinschuss: Der Milcheinschuss in den ersten Tagen nach der Geburt kann für viele Frauen eine Herausforderung darstellen, besonders wenn es zu einer starken Ödemisierung (Schwellung) des Brustgewebes kommt. Die Oxytocin-Massage kann auch hier Entspannung bringen und den initialen Milcheinschuss erleichtern. Sie kann hervorragend mit einer leichten Brustmassage vor dem Anlegen und zusätzlichen Wärme- oder Kälteanwendungen kombiniert werden, um Beschwerden zu lindern.
- Als Wellness-Einheit: Und natürlich kann die Oxytocin-Massage auch einfach angewendet werden, wenn sich die Stillende dies wünscht – als kleine, wohltuende Wellness-Einheit in der oft sehr anstrengenden Wochenbettzeit. Es ist eine wundervolle Aufgabe für PartnerInnen, Großmütter oder andere nahestehende Personen, die oft wissen möchten, wie sie das Stillen und die Mutter unterstützen können. Eine Auszeit für Körper und Seele ist in dieser intensiven Phase Gold wert.
Die perfekte Umgebung schaffen: Vorbereitung auf die Oxytocin-Massage
Damit die Oxytocin-Massage ihre volle Wirkung entfalten kann und die stillende Person sich wirklich gut entspannen kann, ist eine sorgfältige Vorbereitung der Umgebung entscheidend. Die Atmosphäre sollte so gestaltet sein, dass sie Ruhe und Geborgenheit vermittelt:
- Babybetreuung: Ideal ist es, wenn während der Massage eine dritte Person bereitsteht, die sich bei Bedarf um das Baby kümmern kann. Dies nimmt der Mutter die Sorge, dass das Baby schreien oder etwas brauchen könnte, und ermöglicht ihr, sich vollkommen auf die Entspannung einzulassen. Alternativ kann man versuchen, die Massage in eine Schlafphase des Kindes zu legen, um ungestörte Momente der Ruhe zu genießen.
- Raumtemperatur: Die Zimmertemperatur sollte angenehm warm sein, damit die Mutter nicht auskühlt. Ein kühler Raum kann Verspannungen fördern und die Entspannung erschweren. Eine leichte Decke über dem Unterkörper und den Beinen kann zusätzlich für Wärme und Behaglichkeit sorgen.
- Beleuchtung und Musik: Das Licht kann nach Belieben gedimmt werden, um eine sanfte und beruhigende Atmosphäre zu schaffen. Entspannende Musik kann die Sinne zusätzlich beruhigen und zum Loslassen einladen. Vermeiden Sie laute Geräusche oder Ablenkungen, die die Ruhe stören könnten.
- Positionierung: Die Position für die Massage ist flexibel wählbar, aber eine sitzende Position, bei der die Brust „frei hängen“ kann, ist besonders günstig für den Milchfluss. Hier sind einige bewährte Optionen:
- Küchenstuhl: Ein ganz normaler Küchenstuhl kann als „Massagestuhl“ fungieren. Die stillende Person setzt sich rittlings auf den Stuhl, mit dem Rücken zur Lehne. Ein Kissen auf der Rückenlehne dient als bequeme Ablage für Arme und Kopf, was eine gemütliche und stützende Position schafft.
- Küchentisch: Ein Platz am Küchentisch kann ebenfalls gut funktionieren. Die Mutter lehnt sich mit dem Oberkörper auf den Tisch, wobei ein Kissen zum Abpolstern und Anlehnen verwendet wird.
- Bodenposition: In Indonesien saßen die Frauen oft auf dem Boden und lehnten sich auf einen Stapel aufgetürmter Kissen. Dies ist eine sehr entspannte Position, die jedoch in unseren Breitengraden für viele als unbequem empfunden werden könnte, insbesondere wenn man nicht an das Sitzen auf dem Boden gewöhnt ist.
- Massageöl: Je nach Belieben kann natürlich auch ein Massageöl zur Anwendung kommen. Ein neutrales Öl oder eines mit einem beruhigenden Duft (z.B. Lavendel, wenn die Mutter den Geruch mag) kann das Erlebnis zusätzlich bereichern und die Haut pflegen.
Durch diese sorgfältige Vorbereitung wird eine Umgebung geschaffen, die optimal auf tiefe Entspannung und Wohlbefinden abgestimmt ist, wodurch die Oxytocin-Massage ihre volle positive Wirkung entfalten kann.
Anleitung zur Oxytocin-Massage: Schritt für Schritt erklärt
Die Oxytocin-Massage ist eine relativ einfache Technik, die von einem Partner, Familienmitglied oder einer Hebamme durchgeführt werden kann. Wichtig sind sanfte, streichende und rhythmische Berührungen, die Entspannung fördern und nicht schmerzhaft sein sollten. Die Massage ähnelt in der Ausführung in weiten Teilen der Kapuzenmuskel-Massage, die zu den psychisch aktiven Massagen gehört und oft bei Stress, Burnout und Depression angewandt wird.
Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie die Oxytocin-Massage durchführen können:
- Vorbereitung: Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre, wie oben beschrieben (warmer Raum, gedimmtes Licht, eventuell leise Musik, bequeme Sitzposition der stillenden Person). Die Person, die massiert wird, sollte ihren Oberkörper freimachen oder Kleidung tragen, die den Zugang zum oberen Rücken nicht behindert. Eventuell etwas Massageöl zur Hand nehmen.
- Positionierung: Die stillende Person sitzt idealerweise rittlings auf einem Stuhl, den Kopf und die Arme auf ein Kissen auf der Rückenlehne oder auf einem Tisch abgelegt. Der Masseur steht hinter ihr.
- Bereich der Massage: Die Massage konzentriert sich hauptsächlich auf den oberen Rücken, insbesondere entlang der Wirbelsäule, im Schulter-Nacken-Bereich und von der oberen Wirbelsäule nach vorne zum Brustmuskelansatz.
- Die Streichungen:
- Beginn am Nacken: Beginnen Sie mit sanften, streichenden Bewegungen beider Hände, die vom Nacken über die Schultern nach unten gleiten. Wiederholen Sie diese Bewegung mehrmals, um die Person an die Berührung zu gewöhnen und erste Entspannung zu erzielen.
- Entlang der Wirbelsäule: Legen Sie die Daumen beider Hände parallel zur Wirbelsäule, etwa auf Höhe der Schulterblätter. Mit sanftem Druck gleiten Sie mit den Daumen oder den ganzen Handflächen in kleinen Kreisen oder geraden Linien entlang der Wirbelsäule nach unten bis zur Mitte des Rückens. Wiederholen Sie diese Bewegung mehrmals.
- Schulter- und Nackenbereich: Konzentrieren Sie sich auf den oberen Rücken und den Nacken. Kneten Sie sanft die Muskeln beiderseits der Wirbelsäule und im Schulterbereich. Verwenden Sie Ihre Finger und Daumen, um kleine Kreise oder sanften Druck auszuüben. Achten Sie auf Verspannungen und verweilen Sie dort kurz, ohne Schmerz zu verursachen.
- Vom Rücken zur Brust: Ein wichtiger Teil der Massage ist das Streichen vom oberen Anteil der Wirbelsäule (Schulterblattbereich) seitlich nach vorne in Richtung des Brustmuskelansatzes (unter den Achseln und seitlich der Brust). Stellen Sie sich vor, Sie „schöpfen“ die Energie von hinten nach vorne. Dies kann mit flachen Händen oder den Fingerspitzen erfolgen. Diese Bewegung soll den Energiefluss in Richtung der Brust anregen.
- Rhythmische Bewegungen: Führen Sie alle Bewegungen langsam, rhythmisch und wiederholend aus. Der Rhythmus sollte beruhigend wirken und nicht hastig sein.
- Druck: Der Druck sollte angenehm sein – nicht zu fest, um Schmerzen zu verursachen, aber auch nicht zu leicht, um die Wirkung zu verlieren. Fragen Sie die stillende Person nach dem Druckempfinden.
- Dauer: Die Massage kann etwa 10-20 Minuten dauern, je nachdem, wie es der stillenden Person guttut und wie viel Zeit zur Verfügung steht. Auch kürzere Einheiten können bereits sehr wirkungsvoll sein.
- Abschluss: Beenden Sie die Massage mit einigen langen, sanften Ausstreichungen über den gesamten Rücken, um die Entspannung zu vertiefen.
Diese Massage ist nicht nur eine physische Unterstützung, sondern auch eine Geste der Fürsorge und Verbundenheit, die das Wohlbefinden der Mutter in einer oft herausfordernden Lebensphase erheblich steigern kann.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Oxytocin-Massage
Die Oxytocin-Massage ist eine wunderbare Unterstützung in der Stillzeit, und es ist natürlich, dass Fragen dazu aufkommen. Hier beantworten wir einige der häufigsten:
Wer kann die Oxytocin-Massage durchführen?
Die Oxytocin-Massage ist kein Hexenwerk, das nur von Hebammen oder professionellen Masseuren angewandt werden kann. Sie kann ebenso gut vom Partner, der Mutter, einer Freundin oder einem anderen, möglichst im selben Haushalt lebenden Menschen durchgeführt werden. Tatsächlich kann die Massage, wenn sie von einer vertrauten Person durchgeführt wird, die ohnehin schon eine enge Bindung zur stillenden Person hat, noch effektiver sein, da dies zusätzlich die Ausschüttung von Bindungshormonen fördern kann.
Wie oft sollte die Massage angewendet werden?
Die Häufigkeit der Anwendung kann variieren und hängt von den individuellen Bedürfnissen der stillenden Person ab. Sie kann täglich, mehrmals pro Woche oder bei Bedarf angewendet werden, zum Beispiel vor dem Stillen, wenn der Milchspendereflex schwer auszulösen ist, oder einfach als wohltuende Wellness-Einheit. Hören Sie auf Ihren Körper und das, was Ihnen guttut.
Gibt es Kontraindikationen oder Situationen, in denen die Massage nicht angewendet werden sollte?
Die Oxytocin-Massage ist in der Regel sehr sicher und gut verträglich. Es gibt jedoch einige allgemeine Kontraindikationen für Massagen, die beachtet werden sollten. Dazu gehören akute Entzündungen, Fieber, offene Wunden oder Hauterkrankungen im Massagebereich, schwere Osteoporose oder bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Zweifelsfall oder bei bestehenden gesundheitlichen Beschwerden ist es immer ratsam, vor der Anwendung einen Arzt oder eine Hebamme zu konsultieren.
Kann die Oxytocin-Massage auch bei Flaschenfütterung angewendet werden?
Obwohl der Fokus der Oxytocin-Massage auf der Unterstützung des Stillens liegt, sind die entspannenden und stressreduzierenden Effekte der Massage allgemeingültig. Auch Mütter, die ihr Baby mit der Flasche füttern, können von der tiefen Entspannung, der Muskelrelaxation und dem verbesserten Körpergefühl profitieren, die die Massage bietet. Es kann eine wertvolle Methode sein, um Stress im Wochenbett abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern, unabhängig von der Fütterungsmethode.
Was tun, wenn trotz Massage keine Besserung der Stillprobleme eintritt?
Die Oxytocin-Massage ist eine wunderbare Unterstützung, aber sie ist kein Allheilmittel. Wenn Sie trotz regelmäßiger Anwendung weiterhin mit Stillproblemen zu kämpfen haben, wie anhaltenden Schmerzen, unzureichender Gewichtszunahme des Babys oder starker Frustration, ist es unerlässlich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine ausgebildete Stillberaterin (IBCLC) oder Ihre Hebamme kann die Situation umfassend beurteilen, die Ursache der Probleme ermitteln und individuelle Lösungen und weitere Hilfestellungen anbieten. Zögern Sie nicht, Unterstützung zu suchen, denn Stillen sollte eine Freude sein und keine Last.
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