22/01/2025
Das Gefühl von Schwindel oder sogar eine Ohnmacht nach einem Saunagang kann sehr beängstigend sein, besonders wenn es nicht nur einmalig, sondern wiederholt auftritt. Ihre Schilderungen zeigen deutlich, dass der Körper in der Sauna extremen Bedingungen ausgesetzt ist und darauf auf unterschiedliche Weise reagieren kann. Es ist wichtig, die Mechanismen dahinter zu verstehen und zu wissen, wie man sicher sauniert und wann medizinische Hilfe ratsam ist.

Viele Menschen lieben die Sauna für ihre entspannende und gesundheitsfördernde Wirkung. Sie stärkt das Immunsystem, reinigt die Haut und fördert die Durchblutung. Doch die intensiven Temperaturwechsel sind eine Herausforderung für den Kreislauf. Gerade junge und schlanke Menschen, wie Sie und Ihre Nichte, können hier besonders sensibel reagieren, da ihr Kreislauf oft empfindlicher auf Druckschwankungen reagiert.
Warum es in der Sauna zu Ohnmacht kommen kann
Eine Ohnmacht, medizinisch als Synkope bezeichnet, ist ein kurzzeitiger Bewusstseinsverlust, der durch eine vorübergehende Minderdurchblutung des Gehirns verursacht wird. Im Kontext der Sauna spielen hier mehrere Faktoren eine Rolle:
- Gefäßerweiterung (Vasodilatation): Die Hitze in der Sauna führt dazu, dass sich die Blutgefäße im gesamten Körper, insbesondere in der Haut, stark erweitern. Dies geschieht, um Wärme abzugeben und den Körper abzukühlen. Infolgedessen sackt ein größerer Teil des Blutes in die unteren Körperregionen ab, was den Rückfluss zum Herzen reduziert.
- Blutdruckabfall (Orthostatische Hypotonie): Wenn Sie sich nach dem Saunagang abrupt aufrichten oder schnell aufstehen, kann das Herz nicht schnell genug genügend Blut ins Gehirn pumpen. Der Blutdruck fällt plötzlich stark ab, und das Gehirn wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies kann zu Schwindel, Schwarzwerden vor Augen und letztendlich zur Ohnmacht führen. Ihr Erlebnis im Garten, wo Sie nach dem Saunagang aufgestanden sind, passt perfekt zu diesem Phänomen. Ein Blutdruck von 60 mmHg ist extrem niedrig und ein klares Zeichen für eine massive Kreislaufreaktion.
- Dehydration: Obwohl Sie angeben, ausreichend gegessen und getrunken zu haben, führt starkes Schwitzen zu einem erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Selbst bei guter Vorbereitung kann ein intensiver Saunagang den Körper stark beanspruchen. Ein Mangel an Flüssigkeit verringert das Blutvolumen, was den Blutdruck zusätzlich senken kann.
- Individuelle Sensibilität: Nicht jeder Körper reagiert gleich auf die Sauna. Manche Menschen haben von Natur aus einen niedrigeren Blutdruck oder einen empfindlicheren Kreislauf. Stress, Müdigkeit oder auch die Menstruation bei Frauen können die Anfälligkeit für Kreislaufprobleme erhöhen. Auch das Alter spielt eine Rolle: Jugendliche und junge Erwachsene können aufgrund ihres noch nicht vollständig ausgereiften Kreislaufsystems anfälliger sein.
- Überreizung des Vagusnervs: Der Vagusnerv ist Teil des autonomen Nervensystems und reguliert unter anderem Herzfrequenz und Blutdruck. Extreme Reize wie Hitze, Kälte, Schmerz oder auch emotionaler Stress (wie bei Ihrer Nichte, selbst wenn sie entspannt war, kann die Situation im Unterbewusstsein eine Rolle spielen) können eine übermäßige Reaktion des Vagusnervs auslösen, die zu einem plötzlichen Abfall von Herzfrequenz und Blutdruck führt. Dies wird als vasovagale Synkope bezeichnet und ist eine häufige Ursache für Ohnmacht.
Sicher saunieren: Vorbereitung und Verhalten
Um das Risiko einer Ohnmacht zu minimieren und die Sauna sicher genießen zu können, sind einige wichtige Regeln zu beachten:
- Ausreichende Hydration: Trinken Sie vor und nach dem Saunagang reichlich Wasser, ungesüßte Tees oder Saftschorlen. Vermeiden Sie Alkohol, da dieser den Körper zusätzlich entwässert und den Kreislauf belastet.
- Leichte Mahlzeit: Gehen Sie nicht mit leerem Magen in die Sauna, aber auch nicht direkt nach einer schweren Mahlzeit. Ein leichter Snack, der Energie liefert, ist ideal.
- Körperliche Verfassung prüfen: Verzichten Sie auf die Sauna, wenn Sie sich unwohl fühlen, Fieber haben, erkältet sind oder unter starker Müdigkeit leiden.
- Langsame Gewöhnung: Besonders als Anfänger oder nach einer längeren Pause sollten Sie mit niedrigeren Temperaturen und kürzeren Saunagängen beginnen.
- Auf den Körper hören: Bleiben Sie nicht zu lange in der Sauna. Sobald Sie sich unwohl fühlen, schwindelig wird oder Sie Herzklopfen bekommen, verlassen Sie die Kabine sofort. Die Dauer eines Saunagangs sollte 8 bis maximal 15 Minuten nicht überschreiten.
- Richtiges Abkühlen: Dies ist ein entscheidender Schritt. Gehen Sie niemals direkt von der Sauna in ein eiskaltes Tauchbecken oder unter eine kalte Dusche, ohne Ihren Körper vorher an der frischen Luft abgekühlt zu haben. Das Abkühlen sollte langsam und schrittweise erfolgen:
- An die frische Luft: Gehen Sie zuerst für einige Minuten an die frische Luft, um die Atemwege abzukühlen und den Körper auf die Kälte vorzubereiten. Atmen Sie tief durch.
- Kalte Dusche: Beginnen Sie mit den Füßen und arbeiten Sie sich langsam hoch zu den Beinen, Armen, dem Rumpf und zuletzt dem Kopf. Eine Schwallbrause ist ideal.
- Tauchbecken (optional): Nur wenn Sie geübt sind und Ihr Kreislauf stabil ist.
- Ruhephase: Nach dem Abkühlen ist eine ausgedehnte Ruhephase von mindestens 15-20 Minuten unerlässlich. Legen Sie sich hin, am besten mit leicht erhöhten Beinen, und lassen Sie Ihren Kreislauf zur Ruhe kommen. Trinken Sie in dieser Zeit erneut.
- Langsame Bewegungen: Stehen Sie immer langsam auf und vermeiden Sie ruckartige Bewegungen, besonders nach dem Liegen.
- Hinlegen und Beine hochlagern: Bringen Sie die Person sofort in eine liegende Position. Lagern Sie die Beine erhöht (ca. 30-45 cm), um den Blutrückfluss zum Gehirn zu fördern.
- Für frische Luft sorgen: Öffnen Sie Fenster oder Türen und lockern Sie enge Kleidung (z.B. am Hals).
- Kühlen: Legen Sie einen kalten, feuchten Umschlag auf Stirn und Nacken oder bespritzen Sie das Gesicht vorsichtig mit kaltem Wasser.
- Ansprechen: Sprechen Sie die Person beruhigend an. Wenn sie nicht reagiert, überprüfen Sie Atmung und Puls.
- Ruhe bewahren: Die meisten Ohnmachtsanfälle sind harmlos und die Person erlangt schnell das Bewusstsein wieder. Bleiben Sie bei ihr, bis sie sich vollständig erholt hat.
- Keine Getränke anbieten: Solange die Person bewusstlos ist, sollten Sie ihr nichts zu trinken geben, da sie sich verschlucken könnte.
- Notruf bei Komplikationen: Rufen Sie sofort den Notarzt (112 in Deutschland), wenn die Person nach 1-2 Minuten nicht zu Bewusstsein kommt, Krämpfe hat, sich verletzt hat, Atemprobleme auftreten oder der Ohnmachtsanfall zum ersten Mal oder wiederholt auftritt und die Ursache unklar ist.
Kann man alleine in die Sauna gehen?
Grundsätzlich ja, viele Menschen saunieren alleine. Wenn Sie jedoch zu Kreislaufproblemen neigen oder bereits Ohnmachtsanfälle hatten, ist es ratsamer, nicht völlig alleine zu saunieren. Idealerweise sollte jemand in der Nähe sein, der im Notfall helfen kann. Dies gilt insbesondere für Ihre Nichte, die bereits häufiger Ohnmachtsanfälle erlebt hat. In öffentlichen Saunen ist meist Personal vor Ort, das im Notfall eingreifen kann.
Was tun bei einem Ohnmachtsanfall? Erste Hilfe
Wenn Sie oder jemand in Ihrer Begleitung Anzeichen einer Ohnmacht verspürt (Schwindel, Übelkeit, Schwarzwerden vor Augen) oder ohnmächtig wird, handeln Sie schnell:
Häufige Fragen zur Sauna und Kreislauf
Hier finden Sie Antworten auf weitere Fragen, die im Zusammenhang mit Sauna und Kreislauf auftreten können:
Ist es normal, in der Sauna ohnmächtig zu werden?
Nein, eine Ohnmacht ist kein „normaler“ Bestandteil eines Saunagangs, auch wenn sie vorkommen kann. Sie ist ein Zeichen dafür, dass der Kreislauf stark überfordert war oder eine individuelle Anfälligkeit besteht. Man sollte die Ursache abklären und Maßnahmen ergreifen, um dies zukünftig zu verhindern.
Dürfen Kinder in die Sauna?
Ja, prinzipiell dürfen Kinder ab einem gewissen Alter (oft ab 3-4 Jahren, je nach Entwicklung) in die Sauna, aber unter strenger Aufsicht und unter angepassten Bedingungen. Die Saunagänge sollten deutlich kürzer sein (max. 5-8 Minuten), bei niedrigeren Temperaturen (maximal 70-80°C) und auf den unteren Bänken. Die Abkühlung muss langsam und sanft erfolgen, und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist noch wichtiger als bei Erwachsenen. Bei Ihrer 12-jährigen Nichte ist es wichtig, ihre individuellen Reaktionen genau zu beobachten und bei wiederholten Ohnmachtsanfällen dringend ärztlichen Rat einzuholen.
Wann sollte man nach einer Ohnmacht zum Arzt gehen?
Nach einem einmaligen, unkomplizierten Ohnmachtsanfall, der eindeutig auf eine Kreislaufüberlastung durch die Sauna zurückzuführen ist und bei dem sich die Person schnell und vollständig erholt hat, ist ein Arztbesuch nicht immer zwingend erforderlich. Allerdings ist in Ihrem Fall und besonders bei Ihrer Nichte ein Arztbesuch unerlässlich. Der sehr niedrige Blutdruck von 60 mmHg bei Ihnen und die wiederholten Ohnmachtsanfälle Ihrer Nichte (nicht nur in der Sauna) sind ernste Warnsignale. Dies muss ärztlich abgeklärt werden, um mögliche andere Ursachen auszuschließen und eine geeignete Behandlung oder Präventionsstrategie zu finden. Eine vasovagale Synkope ist zwar oft harmlos, aber eine medizinische Beurteilung ist wichtig, um andere, ernstere Erkrankungen auszuschließen.
Gibt es Vorerkrankungen, die die Sauna ungeeignet machen?
Ja. Menschen mit bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. schwerer Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, instabile Angina Pectoris), akuten Entzündungen, Fieber, Epilepsie, Nierenerkrankungen oder in der Schwangerschaft sollten vor einem Saunabesuch unbedingt ihren Arzt konsultieren. Auch bei Venenleiden oder Krampfadern ist Vorsicht geboten.
| Was Sie tun sollten (DO'S) | Was Sie vermeiden sollten (DONT'S) |
|---|---|
| ✅ Vor dem Saunagang ausreichend Wasser trinken | ❌ Alkohol vor oder während der Sauna konsumieren |
| ✅ Leichte Mahlzeit vor dem Saunagang | ❌ Mit leerem Magen oder nach schwerer Mahlzeit saunieren |
| ✅ Auf den Körper hören und Saunagang bei Unwohlsein beenden | ❌ Zu lange in der Sauna bleiben oder sich überfordern |
| ✅ Nach dem Saunagang langsam aufstehen und bewegen | ❌ Abrupte Bewegungen, insbesondere schnelles Aufstehen |
| ✅ Stufenweise Abkühlung (frische Luft, dann Dusche, dann Tauchbecken) | ❌ Direkt von der Hitze ins eiskalte Wasser springen |
| ✅ Ausgedehnte Ruhephase nach dem Abkühlen | ❌ Auf die Ruhephase verzichten oder sie abkürzen |
| ✅ Bei wiederholten Ohnmachtsanfällen ärztlichen Rat einholen | ❌ Wiederholte Ohnmachtsanfälle ignorieren oder verharmlosen |
| ✅ Kinder nur unter Aufsicht und angepassten Bedingungen saunieren lassen | ❌ Kinder unbeaufsichtigt in der Sauna lassen oder überfordern |
Ihre Erfahrungen sind ein wichtiger Hinweis darauf, wie unterschiedlich Menschen auf die Sauna reagieren können. Während ein gelegentlicher Schwindel nach dem Saunagang bei unsachgemäßer Abkühlung vorkommen kann, sind wiederholte Ohnmachtsanfälle, insbesondere außerhalb des Saunakontextes, wie bei Ihrer Nichte, ein klares Signal für die Notwendigkeit einer umfassenden ärztlichen Abklärung. Das gilt auch für Ihren extrem niedrigen Blutdruck. Ein Besuch beim Hausarzt ist der erste Schritt, um mögliche Ursachen abzuklären und sicherzustellen, dass Sie und Ihre Nichte auch in Zukunft entspannt und vor allem sicher saunieren können. Ihre Gesundheit steht an erster Stelle.
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